Professor in Breslau/ Internationale Zusammenarbeit

Professor in Breslau/ Internationale Zusammenarbeit

Professor in Breslau

Ein frischer Wind blies durch die Räume, als Lummer 1904 einen Ruf an die Universität Breslau als Professor und Direktor des Physikalischen Institutes annimmt. Zunächst kümmerte sich Lummer darum, die Inneneinrichtung des Instituts zu verbessern und neue Instrumente für Forschung und Lehre anzuschaffen. Die Zusammenarbeit mit Industriefirmen führte zu einem beträchtlichen Ausbau des Instituts, das Lummer am Ende seines Lebens zu einem der führenden Einrichtungen der angewandten Optik und Akustik entwickelt hatte.

Universität Breslau um 1900.

Die Lummerschen Vorlesungen waren bei den Studenten sehr beliebt. Raketen fuhren zischend an den quer durch den Hörsaal gespannten Drähten herum oder ein Sandvulkan produzierte unter Feuergarben seinen Böschungswinkel. Viele Versuche wurden zu Kabinettstücken humorvoller Darstellungskunst. Am Semesterende wurde der Hörsaal zum Frühschoppenlokal umgestaltet, die Testate für die Studenten wurden bei Grammophonmusik und studentischen Liedern erteilt. Die Studenten nannten daher den Rohbau des Instituts nur das „Rote Varieté“. Damit war nicht nur die fröhliche Wissenschaft gemeint, die es dort zu erleben gab sondern ebenso Otto Lummers Experimentierkunst, die in ihrer Sicherheit an Varietékunst erinnerte.
Seine an der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt betriebenen Forschungsrichtungen (Interferometrie, Spektralphotometrie und Lichttechnik) setzte er in Breslau fort. Hinzu kamen schon bald Arbeiten auf den Gebieten Akustik, Atomphysik (zu welcher Interferometrie und Interferenzspektroskopie einen guten experimentellen Einstieg boten) sowie drahtlose Telegraphie. Lummers zahlreiche Arbeiten in Breslau wurden z.B. 1922 mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde der TH Karlsruhe gewürdigt.

Otto Lummer in der Vorlesung.

 

Internationale Zusammenarbeit

Lummer baute ein offenes Institut auf. Schon 1909 besaß es internationalen Ruf; Gäste aus England, Japan und an-deren Ländern forschten und promovierten bei Lummer. Eingeladen vom Präsidenten der Columbia-Universität in New-York hielt er im Wintersemester 1906/07 in den USA Vorlesungen über seine Arbeiten zur Strahlung des Schwarzen Körpers und weitere Themen.

Bereits 1900 erschienen Lummers Arbeiten zur Berechnung optischer Systeme mit Anwendungen in der Fototechnik auf Englisch in New York und London: „Contributions to Photographic Optics“. Die Herausgeber bedauern, dass diese fast nur auf Deutsch zugänglich sind: „It is a great pity that neither of these works has yet been translated into English.“

Bericht über Lummers Vorlesezyklus in New York.